Die Schneckenzucht im St. Galler Oberlande

(Quelle: Die Alpenpost 1874)

Wer durch die Bezirke Werdenberg und Sargans wandert, dessen Blick wird mit Wohlgefallen bald auf den ausgedehnten Maispflanzungen, die der Landschaft zur Zeit des Spätsommers einen tropischen Charakter verleihen, bald auf den sanftansteigenden Weinbergen ruhen,, welche von romantischen Bergtrümmern und zum Theil von noch wohl erhaltenen Schlössern überragt werden; sicherlich werden ihm auch die grossen Baumgärten gefallen, in denen ganze Dörfer wie Vogelnester in einem Busche versteckt liegen; aber schwerlich wird er sich die Mühe nehmen, einer der vielen Schneckenzüchtereien, «Schneckenhäge» genannt, welchen er hie und da begegnet, einige Aufmerksamkeit schenken, obschon sie unter den Erwerbszweigen jener Gegenden auch ihre Bedeutung haben und ausser im Bündnerlande und Tessin und in einigen Kapuzinerklöstern nur hier getroffen werden, wohl aber bei rationeller Betreibung für manch’ andere Gegend eine nicht zu unterschätzende Geldquelle werden könnten. ….
Der ganze Artikel als PDF

 

Der Grüezi-Weg damals

„Der Camor selbst scheint ein mächtiger Fels zu seyn, über welchen da, wo die Abhänge sanfter sind, die Länge der Zeit ein Kleid von fruchtbarem Erdreich geworfen hat. Die Heerden geraten an den steilen Wänden desselben häufig in Gefahr, in die unabsehlichen Abgründe hinabzustürzen, die oft ganz unerwartet die fruchtbaren Alpen unterbrechen und durch kein Gehäge angezeiget sind. Auf der obersten Spitze, am Bord der Abgründe, scherzte eine Zahl kleiner junger Ziegen, ohne einige Gefahr zu ahnen; so sehr scheint dieses Thier geschaffen, die ungänglichen Felswände zu benagen.“ (Reisebeschreibung 1796)

Hoher Kasten Foto Max Burkhardt, Photograph, Arbon, 5580 _RU

Hoher Kasten Foto Max Burkhardt, Photograph, Arbon, 5580 _RU



„Ein sehr interessanter, wenn auch etwas schwieriger Weg führt endlich vom Hohen Kasten über den Stauberengrat in 3 Std. [zum Furgglenfirst] hinüber. An dem wundervoll klaren Morgen des 13. Juli 1884 wanderte ich dem schmalen Pfad entlang, welcher auf dieser aussichtsreichen Höhe, bald auf-, bald abwärts geleitet, im Angesicht des prächtigen Felsturms der Kanzel. Ein alter Senn, der über mir auftauchte, wünschte mir treuherzig „Guten Morgen“ und fragte, wo ich hin wolle. Beim Nennen meines Ziels schüttelte er bedenklich den Kopf und rannte davon, um seinen Buben herbeizuholen, der mir das Geleit geben musste, trotz meiner Versicherung, dass ich mich nach den Angaben des bergkundigen Kastenwirts gar wohl zurecht zu finden getraue. Der Weg erfordert von der Kanzel an allerdings Mut, Orientierungsgabe und sicheren Tritt.“ (Prof. Kuhn 1888)

Staubern Foto M. Burkhardt, Arbon, Nr. 5565 _RU

Staubern Foto M. Burkhardt, Arbon, Nr. 5565 _RU

Herzlichen Dank an Roger Urfer, der uns diese und viele weitere alte Fotos zukommen liess.
weitere Bilder Hoher Kasten
weitere Bilder Staubern

Die obigen Zitate stammen aus „Damals im Alpstein“ Doazmol Band 6

Der Internationale Campingplatz in Bendern

Hier eines von mehreren alten Bildern aus Bendern:

Bendern Foto Herkunft unbekannt _RU

Bendern Foto Herkunft unbekannt _RU

Herzlichen Dank an Roger Urfer, der uns diese und viele weitere alte Fotos zukommen liess.
Link zur Sammlung über das damalige Bendern und viele weitere
Fotos „rhein-abwärts“.

Haag – kaum wiederzuerkennen

Als die Haager Kreuzung nicht nur Gesprächsstoff lieferte sondern auch Gespräche zuliess:

Haag Foto Verlag Max Bauer, Fotograf, St. Gallen _RU

Haag Foto Verlag Max Bauer, Fotograf, St. Gallen _RU

Herzlichen Dank an Roger Urfer, der uns diese und viele weitere alte Fotos zukommen liess.
Link zur Sammlung über das damalige Haag

Harmlose/r Wanderer

(Quelle: „Wanderstudien aus der Schweiz“, Eduard Osenbrüggen, Schaffhausen, 1871)

Von der Eisenbahnstation Sevelen zieht sich eine Viertelstunde lang eine grade Strasse bis zu der Rheinfähre hin. Fast kann man hier Mitleid haben mit dem Rhein, der, noch so nahe seiner „eiskristallenen Wiege“, gar nicht mehr den frischen Jugendmuth zeigt, sondern sich langweilt und träge durch Steingeröll und Sand hinzieht, wenn nicht dann und wann ein rascher Bergbach auf ihn zuspringt und ihn in Bewegung setzt.

Wir sind mit der Fähre ans rechte Rheinufer gekommen, wo ein uniformirter Zollwächter aus seinem Häuschen tritt, um uns anschaulich zu machen, dass wir in das Land der deutschen Ordnung und Vigilanz gekommen sind. Da er uns gleich als ganz harmlose Wanderer erkennt, so geht er in seine Bude zurück, wirft uns aber einen verdriesslichen Blick zu, denn wir haben ihn in seiner Ruhe gestört.

Höhlen, Drachen, Wetterlöcher

Anlässlich der Recherche zu Doazmol Band 6 über die Berggänger damals im Alpstein haben wir folgende fantastische Seiten im 1905 erschienenen Werk des Geologen Emil Bächler entdeckt:

Emil Baechler - Hoehlen im Saentisgebirge 1905_1
Emil Baechler - Hoehlen im Saentisgebirge 1905_2
Emil Baechler - Hoehlen im Saentisgebirge 1905_3

“Damals im Alpstein” (Doazmol Band 6) erscheint Ende Juni 2015 und kann gerne vorbestellt werden. Der hier präsentierte Text ist nicht im Buch enthalten, stattdessen zwei Sagen: Eine darüber, wie die Fälenalp zu ihrem Namen kam, die andere über den Stiefelhannes aus Oberriet.

Kriechend in die Kristallhöhle

Anlässlich der Recherche zu Doazmol Band 6 über die Berggänger damals im Alpstein entdeckten wir in den historischen Reisebeschrieben einige Passagen zu den Regionen im Rheintal. Eine weitere Kostprobe:

(Textauszug gefunden in „Archiv kleiner zerstreuter Reisebeschreibungen durch merkwürdige Gegenden der Schweiz“, Zweyter Band, 1802, St. Gallen Huberische Buchhandlung)

Auf wiesigem Grund kamen wir nun immer mehr abwärts, nach einem Fichten-Wald, an dessen Ende die bekannte Crystallhöhle liegt. Wir standen im Vordergrunde derselben, und berathschlagten, auf welche Weise wir wol Feuer bekommen könnten, um den dunkeln Schlund zu beleuchten, durch welchen wir hinabwollten.
Auf einmal hörten wir von unten herauf ein dumpfes Geräusch, es kam immer näher, und endlich schlüpfte der Höhlung ein kriechender Mann mit einem kleinen Licht, welcher seit mehreren Stunden unten gewesen, und verschiedene Crystalle zusammengesucht hatte.
Kein glücklicherer Zufall hätte uns begegnen können; wir baten ihn den Weg noch einmal anzutreten, über 30 Schritte lang krochen wir ihm rücklings nach:
Wir standen nun in einem nicht gar grossen Gewölbe, neben unsern Füssen rauschte ein kleines Wasser, welches aus einer tiefern Wölbung hervor kam, wir schritten in dieselbe hinein; hie und da blitzte beym Schimmer des Lichts ein kleiner Crystall, es war indessen nicht ganz das, was unsere Phantasie sich davon vorgebildet hatte. Die Tropfsteine aus Mondmilch, welche man weiter hinten findet, reizten unsere Neugierde eben so wenig, zumahlen, da unser Beleuchter für die Kürze seines Lichtes fürchtete; wir besuchten daher nach kurzem Aufenthalt, den Tag wieder, ob wir gleich uns überzeugten, dass ein Mineralog vielleicht manches, seiner näheren Untersuchung würdiges, in dem hintern Gange, der nach einiger Meinung noch sehr lang seyn soll, finden würde.

“Damals im Alpstein” (Doazmol Band 6) erscheint Ende Juni 2015 und kann bereits jetzt gerne vorbestellt werden. Der hier präsentierte Text ist nicht im Buch enthalten, stattdessen jedoch die begeisterte (und detailliertere) Schilderung eines anderen Autoren, welcher die Kristallhöhle unter Führung des damaligen Wirtes und Bademeisters von Kobelwiesbad unternahm. (Textauszug aus demselben Buch)

Damals im Alpstein

Dieser Beitrag wurde in der Zwischenzeit aktualisiert:

Doazmol Band 6 ist fast fertig, erscheint gegen Ende Juni und handelt von den Berggängern damals im wunderschönen Alpstein. Ca. 144 148 Seiten, Format A4, schwarz-weiss Druck, Ringbindung. Eine Sammlung herrlicher historischer Texte und von ca. 160 170 alten Bildern. Kosten voraussichtlich CHF 30 35 Franken.

Bitte vorbestellen und weitersagen.

Hier Entwurf der Titelseite:
Dz6_Titelblatt_A4_2015-04-21_GzD

Wie unsere Strassen entstanden

(Teil 3 der vierteiligen Artikelserie zum Thema Verkehrswege)

Auszug aus dem Appenzeller Kalender Ausgabe 1915, Autor Sal. Schlatter:

Der letztjährige Kalender erzählte ein wenig von alten Wegen und Stegen im Land. Diesmal möchte ich berichten, wie wir zu den neuen Strassen gekommen sind. … Den Anstoss gab der gute Fürstabt Beda von St. Gallen, oder vielmehr die schwere Hungersnot der Jahre 1770 und 1771. Um seine Untertanen nicht einfach verhungern zu lassen, kaufte er in Italien Getreide zusammen. Dieses wurde nach Bellinzona im Tessin geliefert, wo es liegen zu bleiben drohte wegen Mangel an Saumpferden zum Transport über den Splügen [?]. Deshalb blieb nichts anderes übrig, als eine Trägerkolonne von 460 Mann hinzuschicken, welche die Kornsäcke über die Alpenpässe bis ins Rheintal zu tragen hatten. … Diese schwere Zeit öffnete wenigstens den Einsichtigen die Augen für die verhängnisvollen Folgen des Mangels an guten Verkehrsmitteln, die den Austausch der Landesprodukte zwischen den Gegenden mit verschieden geratener Ernte ermöglichen.

Allerdings ging’s auch jetzt noch nicht so leicht. Alter Schlendrian und alte Vorurteile wurzelten noch tief. Abt Beda hielt schon im Jahre 1770 eine Konferenz mit den Stiftsherren und Beamten seiner Regierung ab, in der er diesen die Notwendigkeit einer Strasse von Rorschach über St. Gallen nach Wil klar zu machen suchte. Da wurde noch gesagt, die Schweiz sei mit schlechten Wegen zu Kriegszeiten sicherer und besser geschützt. Auf einer guten Strasse werde mehr geflucht und auf die Pferde losgeschlagen, als auf einer überhaupt nicht brauchbaren, weil man mehr aufladen und schneller fahren wolle. Zudem verleite man damit die Leute nur zu grösserem Aufwand, es sei durchaus nicht nötig, dass die Bauern anfangen in der Kutsche zu fahren. Auch habe die Regierung nicht die Pflicht, den Untertanen eine gute Strasse zu machen; wer sie braucht, solle sie auch zahlen! Es war ja bis dahin allgemein Sitte, dass die anstossenden Grundbesitzer auch die Landstrasse zu unterhalten hatten, wie jetzt noch ihre eigenen Privatwege, höchstens dass solche, die die Strasse besonders stark brauchten, daran Beiträge zu leisten hatten. So musste z.B. die Stadt St. Gallen jedesmal im Herbst, vor Beginn der Weinfuhre aus dem Rheintal die Strasse von Rorschach her ein wenig verbessern helfen.
Nach vielen Schwierigkeiten, die ihm von allen Seiten gemacht wurden, setzte der Abt doch den Bau dieser wichtigen Hauptstrasse durch. …

Am raschesten folgten dem gegebenen Beispiele die Rheintaler.
Der starke Durchgangsverkehr von und nach Graubünden und Italien hatte dort seit langem das Verständnis dafür geweckt. Schon im Jahr 1777 folgten die dortigen Gemeinden der Aufforderung des Abtes zur Erstellung einer neuen Landstrasse. …

Wir dürfen uns dabei aber noch nicht etwa Landstrassen nach unsern heutigen Begriffen vorstellen. … Es waren noch sehr bescheidene, schmale, furchtbar steile Strassen, heute nur noch etwa Waldstrassen vergleichbar, aber doch endlich Wege, die mit Wagen befahren werden konnten und eine bessere Zufuhr ermöglichten.

Das Toggenburg hatte sich einem Versuche des Abtes Leodegar, die anstossenden Gemeinden zum Bau einer Strasse über Hummelwald [Ricken] zu veranlassen, noch im Anfang des Jahrhunderts so kräftig widersetzt, dass schliesslich der Krieg des Jahres 1712 daraus entstand. Damals witterte man noch überall Religionsgefahr. Auch jetzt noch musste die Anregung von aussen kommen. Die Reichsstadt Ueberlingen am Bodensee machte im Jahr 1784 die Kantons Schwyz und Glarus auf den Vorteil aufmerksam, den diese von einer direkten Verbindung gegen Rorschach hin für die bequeme Zufuhr des schwäbischen Getreides hätten. Diese bauten nun eine Strasse durch das Uznacher- und Gasterland, ihr Untertanengebiet, und baten um Weiterführung über den Hummelwald nach Liechtensteig. Das half endlich. Im Jahr 1786 erklärten sich alle Gemeinden, durch welche die Strasse führen sollte, zum Bau bereit. Nun entstand ein eigentlicher Wetteifer. Ueberall im Toggenburg ging das Strassenbauen los. Alle Täler wiederhalten von den Sprengschüssen, allerorts wurde gegraben und aufgeschüttet. … Um die Kosten aufzubringen, wurde mit manchem alten Schlendrian gebrochen. Im Rheintal wurden die riesigen Rietflächen, das Bauriet und das Isenriet, im Toggenburg die weiten Alpgebiete zu besserer Bewirtschaftung unter die Gemeinden verteilt, nachdem sie bisher einfach der allgemeinen Benutzung durch die ganze betreffende Talschaft offen gestanden waren. Es war so etwas wie der Anfang einer neuen Zeit. …

Die schweren Jahre von 1813 bis zum Ende der Hungersnot von 1816-1817 waren solchen Werken nicht günstig. Der immer steigende neuzeitliche Verkehr zeigte aber täglich mehr, wie wenig ihm die Wege gewachsen seien, die man in der beschriebenen Zeit noch mit bescheidenen Mitteln und ohne rechte Kenntnisse und Erfahrungen hergestellt hatte. Es bildete sich auch erst nach und nach der Stand der Ingenieure heran, welche die nötige technische Bildung für die richtige Durchführung von Strassen, besonders in unserem schwierigen Gebirgslande besassen. In den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts begann die Zeit, in der eigentlich erst kunstgerechte Landstrassen im heutigen Sinne entstanden. … Bei diesen Arbeiten erschienen in unserer Gegend zum ersten Mal italienische Arbeiter, ohne die wir uns heute irgend eine grössere Baute gar nicht mehr denken können. …

Am 1. Mai 1842 endlich konnte zum ersten Male ein grosser Postwagen die ganze Strecke befahren: die erste direkte Fahrverbindung St. Gallen – Trogen – Altstätten – Feldkirch! Der Ruppen war bis dahin unfahrbar und im Winter oft wochenlang überhaupt unpassierbar gewesen. …

Noch wurde nach der Fertigstellung überall Weggeld von jedem Fuhrwerk und Reiter bezogen, das den Unterhalt decken sollte. … Da kann man sich denken, wie vergnügt die Fuhrleute und Reisenden allerorts die neue Bundesverfassung vom Jahre 1848 begrüssten, die endlich den Grundsatz aufstellte: Ein freier Weg durchs ganze Land!

Wenn heute [1915!] jener Klosterherr von St. Gallen, der gegen das schnelle Tempo und das Kutschenfahren der Bauern war, den Verkehr auf unseren Strassen sehen könnte, das Auto rattern und das Velo klingeln, die Strassenbahn surren und den schweren Motorlastwagen rumpeln hören würde, was würde er wohl dazu sagen? …

Frauen Sennwalds

Ich freue mich, dass

  • das fünfte Doazmol-Buch (mit Geschichten und Anekdoten über die Frauen in Sax, Frümsen, Sennwald, Salez und Haag) diese Woche erschienen ist – und so begeistert Anklang findet
  • die Tonaufnahmen einiger Anekdoten aus dem „Frauenbuch“ in allen fünf Dörfern Sennwalds wie vorgesehen durchgeführt werden konnten
  • ich in den vergangenen Tagen auf einen Sennwalder hingewiesen wurde, der zusätzlich unbedingt auch in Ton aufgenommen werden müsse – tatsächlich ein genialer Sprecher – und heute zwei Texte und natürlich auch die beiden Sprüche „Eine Zeine voll Seife …“ und „Ich werfe dir einen Stein …“ auf Band (resp. digital) gesprochen hat

Hier stellvertretend ein Müsterchen: Feierabend im Schäfli:

„Wenn Gescht überhoggat sind und s’Ziit gsä ischt zum Firobet macha, denn hät s’Röösli Pfääschter uuftoa – het aber nünt gsaat.
Aaber ma het gwüsst, as ma mos goo. Meischtens hommer denn o g’folgat.“

Die anderen vertonten Anekdoten finden Sie hier.