Laubsäcke und Eisblumen

 

Episode 10 – „Unsere Betten um 1950“: (aus „Erinnerungen an meine Jugend“ von Lina Mathis-Vetsch)

Unsere Betten hatten noch keine Matratzen. Wir schliefen auf einem Laubsack, der alle zwei Jahre neu gefüllt wurde.

An einem trockenen Spätherbstmorgen machte sich unsere Mutter auf zum Buchenwald an der Bunzenhalde. Dort lag das trockene Buchenlaub dicht auf dem Boden. Es wurde in grosse Säcke gestopft und zu Hause in frische Laubsäcke umgefüllt.
Das alte, zerbröselte Laub brauchten wir noch als Streumaterial im Kuhstall, bevor es dann endgültig ausgedient hatte und auf dam Miststock landete.
Die leeren Laubsäcke wurden gewaschen, zum Trocknen aufgehängt und später im Schrank versorgt, um sie dann in zwei Jahren wieder hervorzuholen, wenn es wieder galt neues Laub einzufüllen.

Wie freuten wir Kinder uns auf den Abend!
Da gab es beim Zubettgehen keine Delle mehr, ein vollgestopfter Laubsack war in unseren Betten. Wie war das ein Vergnügen sich auf die prallgefüllten Säcke zu legen. Da musste man aufpassen, dass man nicht gleich wieder hinunter purzelte. Unsere neue Unterlage fühlte sich warm an, es war herrlich auf einem Barchentleintuch darauf einzuschlafen.

Im Winter hatten wir auch Barchentoberleintücher, eine Wolldecke und das Federbett. Dazu gab uns ein Kirschensteinsack, den wir aus dem warmen Ofenrohr holten, wohlige Wärme. Das war auch notwendig, hatten wir doch ungeheizte Schlafzimmer.
Wenn es sehr kalt war, entstand über Nacht von unserem Atem Rauhreif am Oberleintuch. Trotz den Vorfenstern, die wir während der kalten Jahreszeit montiert hatten, zierten am Morgen wunderschöne Eisblumen die Fensterscheiben, Kunstwerke des Winters, wie man sie heute nirgends mehr findet.

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