„Looba“ von Bett-Laub

Lesen und hören Sie folgendes Zitat aus Doazmol Band 1 zum Thema „Looba“, das in Original-Mundart aufgenommen und unter „Frümsner Bräuche“ zum Anhören abgespeichert ist.

Auszug „Wie man sich bettet ….“ (aus „kurze Lebensbeschreibung und Jugenderinnerungen“ verfasst von Christian Tinner, geboren 1880):

„Wir kannten damals Matratzen nur dem Namen nach. Unser Nachtlager war Buchenlaub in einem Sack. Da die Berggemeinden Sennwald, Frümsen und Sax sehr viel Buchenwaldungen besitzen, konnte man, wenn man von einer dieser Ortsgemeinden Bürger war, in die betreffenden Waldungen Laub sammeln gehen; dies jedoch nur wenn „s’Looba offen war“. Also nur an Tagen, da die Behörde es als erlaubt erklärte.

Als ich etwa 4-5 Jahre zählte, durfte ich eines heftigen Föhntages mit der Mutter und mit Andreas, meinem älteren Bruder, in das Laub nach dem Frümsnerberg. Man konnte an solchen Tagen in gewissen Mulden stubentief angehäuftes Laub antreffen, das vom Föhn zusammengeweht worden war.
Da hatte ich die Aufgabe, die Ästchen und Reiser herauszulesen, während Mutter und Andreas so viel als möglich in Säcke füllten, die so gross waren, dass sie gerade in eine Bettstelle passten.

Am Abend haben Mutter und Bruder diese Säcke zu Tal geschlittelt und mussten den Weg mehrmals machen. Unterdessen hatte ich Befehl, oben bei den gefüllten Säcken zu bleiben. Es wurde aber dunkel und immer dunkler und in dem Gebüsch schien es mir zu rascheln; ich hörte Füchse bellen und in der Nähe fing es an unheimlich zu schreien: —Uuuh, Uuuuh, Uuuuuhuu —. Da war mein Mut zu Ende, ich fürchtete mich sehr.

Ich glaubte den Weg zu Tal sicher zu wissen und verliess die Säcke, um hinunter zu gehen, aber ich verlor die Richtung und verirrte mich in eine tiefe Mulde und hungerte unsäglich. Total ermüdet setzte ich mich auf einen Stein und schlief ein. Die Mutter und der Bruder aber erschraken sehr, als sie, bei ihrer Rückkehr auf dem Berge, mich nicht mehr bei den Säcken fanden. Der Bruder musste ins Tal hinab und eine Laterne entlehnen.
Dann suchten sie mich stundenlang und fanden mich endlich. Ich hatte geschlafen und erwachte vom lauten Schimpfen der Mutter, die mit einer zünftigen Rute auf mich zukam. Wie wäre ich doch gerne geflohen, aber wohin? Wie froh war ich, als die Strafe vorüber war und ich wieder etwas zu essen bekam. Das ist aber trotzdem nicht der einzige dumme Streich geblieben, den ich gemacht hatte.“

„Füllt mir den Laubsack nicht zu voll….“ Anekdote von Baahwächters Lisetta, Sennwald (1861-1943). Tonaufnahme einer 90jährigen Sennwalderin:

Weitere Anekdoten über damalige Frauen sind publiziert in Doazmol Band 5

Bettlaub aus Sicht einer Grabserin:
Laubsäcke und Eisblumen

Mehr zum Bettlaubsammeln im St. Galler Rheintal auf: www.waldwisssen.net